Urlaub in Deutschland, Österreich
Nachdem die ungeheure Not des Dreißigjährigen Kriegs überwunden, die Gegenreformation in großen Teilen Mitteleuropas erfolgreich war und man die Türken vor Wien 1683 endgültig schlagen konnte, stieg das Haus Habsburg zur europäischen Großmacht auf. Infolge dessen erlebte Österreich als Stammland der deutschen Kaiser seine größte Zeit, es galt als die „kaiserliche Provinz“ des deutschen Reichs. Ja es sind weltpolitische Perspektiven, vor denen das Österreich jener barocken Jahrzehnte steht. Auch das religiöse Leben im Lande vereinheitlichte sich und erstarkte von neuem. Damit gewann die kirchliche Kunst wieder Kraft und nun – da katholisch – holt sie ihre Vorbilder aus Italien. Die Künste waren förmlich aufgefordert, die siegreichen Mächte Kirche und Kaiser mit Kraft und Pracht zu verherrlichen. Was folgt, ist geradezu eine nationale künstlerische Erhebung. Im Laufe der Zeit befreiten sich die einheimischen Meister aber vom Geist der italienischen Vorbilder und gaben ihren Werken ein durchaus eigenes Gepräge. Barock in Österreich: Es wird die glänzendste und schöpferisch fruchtbarste Epoche in Österreich künstlerischer Geschichte. Freuen Sie sich auf zehn Tage Vitalität und Leidenschaftlichkeit des Barock, ob bei Gartenkunst, Architektur oder Malerei!
Reiseverlauf
1. Tag : Bayrisches Präludium
Am Morgen starten wir in Dresden und werden nach dem Mittagspause Passau erreichen. Die Stadt ist ein geeigneter Ort, um mit unserem Thema zu beginnen. 1612 wurden durch den Bischof und Erzherzog Leopold die Jesuiten nach Passau gerufen . Und 1668 ließ Fürstbischof von Thum mit der gewaltigen Erneuerung des Doms ein Fanal für die triumphierende Gegenreformation errichten. Das war die auslösende Tat des barocken Bauens in den Donaulanden, Vorbild und Maßstab. Und als sich ein riesiges osmanisches Heer 1683 auf Wien marschierte, setzte sich Kaiser Leopold nach Passau ab. Den Künstlern, die uns bei einer speziellen und ausführlichen Führung näher gebracht werden, werden uns sämtlich in den folgenden Tagen wieder begegnen: den Carlone, Rottmayr, Lurago, Prunner und anderen. Unsere „Via Triumphalis Austriae“ nimmt in Passau ihren Anfang.
2. Tag : Von Rokoko bis Linz
Gleich nach der Grenze werden wir Stift Engelszell besuchen. Das beeindruckendes Rokoko-Innere der Stiftkirche ist noch stark bayrisch gefärbt. Nur wenige Kilometer dann bis Wilhering, wo wir mit der Klosterkirche den letzten und wohl bedeutendsten kirchlichen Raum des Rokoko in Österreich besichtigen. Aus kunsthistorischer Sicht nicht weniger als die rauschende Feuerwerksmusik des Abschieds einer Kunstepoche. Auf dem Weg nach Linz halten wir an der Pöstlingbergkirche, die Barockkirche ist eines der bekanntesten Wahrzeichen Oberösterreichs. Doch nun folgt Linz gewidmet, Anton Bruckner war hier als Domorganist tätig. Wir werden uns das barocke Stadtbild bei einem Spaziergang gründlich erschließen und die wichtigsten Bauwerke am Hauptplatz, Dreifaltigkeitsäule und Stadtpfarrkirche genau betrachten.
3. Tag : Großes Theater für Gott und Kaiser
Am Morgen geht es hinaus aufs Land. Im Augustiner-Stift St. Florian begegnen uns Werke der Architekten Carlone und Prandtauer sowie der Freskantenfamilie Altomonte. Außerdem besichtigen wir die berühmten Kaiserzimmer. Im Stift Lambach werden wir ein Barocktheater kennenlernen und die ältesten romanischen Fresken im süddeutschen Raum sehen. Nach dem Mittag werden wir durch die ab 1714 errichtete Wallfahrtskirche Stadl-Paura geführt. Von den bekannten Gnadenstätten nicht die berühmteste, doch in ihrer baulichen Gestaltung vielleicht die interessanteste. Zuallerletzt lässt uns im kleinen Dorf Fischlham eine der seltenen Fischerkanzeln staunen.
4. Tag : Offene Türen in besonderen Orten
Es heißt, wer in St. Pölten auf dem Rathausplatz ankommt, der nehme den Weihrauchduft einer geistlichen Stadt des Barock wahr. St. Pölten steht unter dem Stern Jakob Prandtauers, der hier lebte und zahlreiche bauliche Spuren hinterließ. Wir haben mit der Kunsthistorikerin Christine Damböck eine ausgewiesene Expertin zum Thema gewinnen können, gemeinsam werden wir auch den Dom und die Prandtauerkirche besichtigen. Nach dem Mittagessen geht es auf zur Donau ins ländliche Dürnstein. Der blaue Turm der Stiftskirche gilt als Wahrzeichen der Wachau. Der pittoreske kleine Ort war Schauplatz bedeutender kulturgeschichtlicher Ereignisse - der englische König Richard Löwenherz wurde auf seiner Heimkehr vom dritten Kreuzzug hier gefangen gehalten. Für uns jedoch öffnen sich Türen, beispielweise zum allgemein verschlossenen barocken Kreuzgang mit dem Hl. Grab und der sensationellen Gruft. Tagesausklang wird bei einer Weinprobe im Prandtauerhof in Joching oder im Kellerschlössl Dürnstein sein.
5. Tag : Exklusiv für uns
Stift Zwettl ist das drittälteste Zisterzienserkloster weltweit. Bei einer Exklusiv-Führung mit Dr. Andreas Gamerith werden wir die normalerweise nicht öffentlich zugängige Bibliothek mit den Trogerfresken, das Refektorium mit dem Zwettler Abendmahl und die Barocksammlung des Stiftes erleben. Dann fährt uns der Bus in die eher unbekannte Spitalskirche Röhrenbach. 1737 erfolgte der Umbau zur Gräflich Kuefstein’schen Gruftkapelle. Die bemerkenswerte Freskenausstattung ist ein Werk Paul Trogers, der große Tiroler, der in Wien eine Professur besaß und mit seiner Licht-Farben-Symbolik in einem expressiven, zukunftsweisenden Stil malte. Er wurde der mit Abstand bedeutendste Lehrer unter den österreichischen Malern des 18. Jahrhunderts. Sollte uns noch Zeit bleiben, möchten wir Sie kurz mit der Stiftskirche Altenburg bekannt machen. Die Fresken in der Sala Terrena und der Krypta sind ohne weiteres Beispiel.
6. Tag : Vienna gloriosa
In den nächsten zwei Tagen widmen wir uns Wien. Um 1692 wurden Pläne vorgelegt, die für die österreichische Schlossbaukunst von weitreichender Bedeutung wurden: Das Projekt Schönbrunn. Schönbrunn bildet zusammen mit seinen weitläufigen Gärten einen außergewöhnlichen, barocken Gebäudekomplex, der als repräsentativer Prachtbau das Herrschaftsverständnis des Hauses Habsburg versinnbildlicht. Seit gehört Schönbrunn zum UNESCO-Welterbe. In Schönbrunn interessiert uns aber nicht nur das Schloss, sondern auch die barocke Gartenanlage. Am Nachmittag beginnen wir gemeinsam, die Stadt zu erkunden.
7. Tag : Die barocke Hauptstadt
Heute setzen wir unsere Erkundung des barocken Wiens fort. Die Karlskirche des Johann Bernhard von Fischer hat europäischen Rang und wäre ein würdiges Ende unserer Reise. Aber da ist noch das Belvedere mit seiner Gartenanlage und vor allem mit seiner Architektur von Festlichkeit und Esprit, Witz und Grazie. Vielleicht ist doch hier der künstlerische Höhepunkt des barocken Wien zu suchen. um Nachmittag hin möchten wir Ihnen etwas Freizeit gönnen, damit Sie in Wien noch individuellen Interessen nachgehen können.
8. Tag : Schlösser des Marchfelds
Am Morgen fahren wir zusammen ins Marchfeld. Das Marchfeld war im 18. Jahrhundert das große Jagdrevier des Wiener Adels. Eine der großen Mäzene im barocken Österreich war Prinz Eugen, dem wir hier nochmals begegnen. Erste Station dafür ist Schloss Hof, bekannt durch eine der berühmten Veduten des Bernardo Belotto, genannt Canaletto. Vielleicht wichtiger als das Schloss der Garten. Einer der großzügigsten Barockgärten Europas nach Versailler Vorbild. Der aus sieben Terrassen bestehende Garten gehört zu den wichtigsten Schöpfungen der Gartenkunst. Steht man in ihm, wirkt das Schloss nur wie schmückendes Beiwerk. Einen Abstecher machen wir ins kleine Schloss Niederweiden, einst eines der edelsten Werke österreichischer Schlossarchitektur, doch unglücklich zur Mitte des 18. Jahrhunderts überarbeitet. Unseren Tagesabschluss haben wir in Eckartsau mit einem der schönsten Festsäle des österreichischen ausgehenden Barocks. Das Schloss war übrigens die letzte offizielle Residenz des k.u.k. Hofes bis zum Regierungsverzicht der Habsburger im Sommer 1918.
Tag 9: Sakralisierung der Landschaft
Von Wien fahren wir nach Maria Taferl. Einen Teil ihrer Anziehungskraft verdankt auch diese Wallfahrtsstätte allein ihrer Lage. Und so genießen wir den spektakulären Blick. Wir werden aber auch durch die Basilika und die Schatzkammer geführt. Über sechzig Jahre wurde übrigens an diesem wesentlichen Werk des Hochbarock immer wieder gebaut. Danach geht es durch die schöne Landschaft des Strudengau nach Baumgartenberg. Das ehemalige Zisterzienser- Stift gilt vielen als einzig wirklich gelungenes Beispiel der Barockisierung eines mittelalterlichen Klostergebäudes in Österreich. Am Abend erreichen wir Passau.
Tag 10: Waldsassener Schlussakkord
Unseren Rückweg nehmen wir über Waldsassen, seit Jahrhunderten das geistig-kulturelle Zentrum des Oberpfälzer Stiftlands. In einer Führung werden wir die Stiftsbasilika mit Deutschlands größter Kirchenund Klostergruft und dem umfangreichsten barocken Reliquienschatz nördlich der Alpen kennenlernen. Wenn wir noch Zeit haben, wollen wir auch einen Blick in die Dreifaltigkeitskirche Kappl werfen, eine der eigenartigsten barocken Kirchenschöpfungen Deutschlands. Am Abend erreichen wir Dresden.
Leistungen
Höhepunkte
- UNESCO-Weltkulturerbe Schönbrunn
- UNESCO-Weltkulturerbe Wachau
- UNESCO-Weltkulturerbe Historisches Zentrum von Wien
- Stifte Zwettl, St. Florian, Engelhartszell und Wilhering
- Maria Taferl und Pöstlingbergkirche
- Schloss und Gärten Hof
- pittoreskes Dürnstein
Das Reisearrangement beinhaltet:
- sämtliche Eintritts- und Führungsgebühren
- qualifizierte Studienreiseleitung
- 9 x Übernachtung mit Frühstück im komfortablen Hotel
- 2 x Mittagessen (Tellergericht)
- 4 x Abendessen im Hotel
- Weinprobe in der Wachau
- alle Transfers im Reisebus ab-/bis Dresden und Passau; Abfahrtzeit Dresden 8 Uhr / Passau etwa 14 Uhr; Ankunftszeit Passau 19 Uhr am Tag 9 / Dresden 19 Uhr am Tag 10
Termine & Preise
Preis p.P. im Doppelzimmer | 2.178,00 EUR |
Preis p.P. im Einzelzimmer | 2.519,00 EUR |
Zustiege
Dresden, Bahnhof Neustadt | kostenlos |
Passau | kostenlos |
Hinweise
vorgeseh. Studienreiseleiter: Matthias Prasse und Sonja Thauerböck
und unser Exüerte für Stift Zwettl
Dr. Andreas Gamerith studierte Kunstgeschichte in Wien und Rom. Schwerpunkte seiner Forschung bildet vor allem die Kunst des Barock. Seit 2013 betreut er Bibliothek, Archiv und Kunstsammlungen des Zisterzienserstiftes Zwettl und ist als Lektor an der Akademie der bildenden Künste in Wien tätig. Neben der wissenschaftlichen Tätigkeit entwickelte er besonderes Interesse für historische Maltechniken, v.a. auf dem Gebiet der Fresko- und Ölmalerei.